Zum Werk von Christiane Lesch
Die seit 2021 in Überlingen lebende Illustratorin und Malerin Christiane Lesch ist in den 1980er und 1990er Jahren vor allem durch ihre Kinderbücher und andere Illustrationen bekannt geworden.
Ihr Hauptanliegen wurde aber immer mehr die freie Malerei. Mit großer Intensität verfolgt sie einen künstlerisch-malerischen Weg, der sie in Bereiche führt, wo Farben und Formen Ausdruck nicht-sinnlicher Erfahrung werden. Die Bezeichnung „Abstraktion” im Sinne von Ableitung, Sublimierung oder Verfremdung der gewohnten Realität trifft auf die so entstehenden Bilder nicht zu, auch sollte der Betrachter keine Assoziationen zu vertrauten Vorstellungen suchen.
Vielmehr malt Christiane Lesch solche Bilder ohne Vorstellung und Begriff, d.h. aus der „Leere“, die sich aber aus dem Umgang mit Farben und Formen füllt, deren Gesetzmäßigkeiten und Wertigkeiten sie folgt. Sie malt „aus der Farbe“. Jedes Bild ist eine Suchbewegung, ein Wagnis. Die Künstlerin will in ihren Bildern auf das antworten, was „hinter den Dingen” ist.
Den Bildtitel fügt sie nachträglich hinzu, oft lange nach der Fertigstellung eines Bildes. Er kann als Hinweis für den Betrachter verstanden werden, keineswegs aber ist er ein von vorneherein gewähltes Thema.
Der angedeutete Weg ist vor allem durch ihre Bilder in Öl und Acryl auf Leinwand dokumentiert, wird aber auch in ihren frei gestalteten Aquarellen sichtbar.
Freilich gibt es auch Zwischenformen: Bilder, die durchaus gegenständliche oder figürliche Elemente zeigen und die auch entsprechende Titel haben.
In ihrem druckgrafischen Werk – farbige Radierungen –, das über Jahrzehnte im Künstlerhaus Stuttgart entstand, setzt die Künstlerin auch ihr zeichnerisches Können ein und gestaltet dabei eigenwillige, bisweilen durchaus humorvolle Bilder. Illustrationsaufträge, u.a. für Kalender und andere Projekte, bieten ihr immer wieder Gelegenheit, ihre Aquarellkunst zu verfeinern.
So reicht die künstlerische Spannweite Christiane Leschs vom fast konventionellen, im besten Sinne kindgemäßen Bilderbuch und realistisch durchgezeichneten Illustrationen über grafische Ausdrucksformen bis hin zu den gegenstandsfreien, aus der Farbe lebenden Ölbildern. (Text: Urs Aulberg)
Leben und Werk in Stichworten
Geb. 1940, aufgewachsen in Kiel und Erlangen; Abitur
1959-1963 Studium Grafik-Design in Nürnberg, berufliche Erfahrungen, Weiterbildung
1967 Familiengründung, drei Kinder, lebt und arbeitet seitdem in Stuttgart
Ab 1975 Buchillustrationen und Kinderbücher
Seit 1985 auch druckgrafische Arbeiten (Farbradierungen)
Ab 1989 vermehrte Hinwendung zur freien, gegenstandslosen Malerei
2000–2009 Künstlerin der Galerie Königsblau (bis zu deren Schließung), Stuttgart.
Ununterbrochenes künstlerisches Schaffen: Freie Malerei, Auftragsarbeiten, Malkurse
Einzel-Ausstellungen (Auswahl)
in der Galerie 2003 und 2007, sowie in vielen Städten, u.a. in Stuttgart (2011), Hamburg (2012), Stuttgart (2012/2013), Reinbek (2014), München (2014), Augsburg (2015), Ulm (2015), Göppingen (2016), Aidlingen (2017), Weinstadt (2017), Niefern-Öschelbronn (2017), Stuttgart (2017), München (2018), Filderstadt (2018 und 2019), Stuttgart ( 2020/2021), Überlingen (2021/2022)
Kinderbücher (Auswahl)
Iwan Kuhsohn, russisches Märchen. – Der verzauberte Eber, rumänisches Märchen. – Peronnik, französisches Märchen. – Christof und die Tiere, Bilderbuch für die Kleinen. – Jakob Streit, Die Zauberflöte. – Ein Kind ist uns geboren. Ein Weihnachtsbuch. – Von dem Machandelboom. Märchen. – Das blaue Licht. Märchen der Brüder Grimm. – Erika Burk, Husch Puscheli, das Eichhörnchen (2000). – L. Wüstehube, Das kleine Krokodilchen und das große Glück (2010).
Buchillustrationen (Auswahl)
P.-M. Riehm: Hör ich von fern Musik, Volkslieder unserer Zeit. – Frances Hendry, Der Ritt auf dem Kelpie. – Jakob Streit: Louis Braille; – Miriam zu Bethlehem; – Das Osterlamm.
Kalender (Auswahl)
Weleda-Kalender 1998 und 2012
Was kann ich tun, um dein Leben schöner zu machen (Gitta Zimmermann, Gewaltfreie Kommunikation), 2. Auflage 2012
Sprüche und Lautspiele für Kinder (Christa Slezak-Schindler) 2012
Märchenkalender (2016)
Editionen
12 Farbradierungen zum Märchen vom Machandelboom
10 Farbradierungen zur Apokalypse des Johannes
25 Blätter zur Gewaltfreien Kommunikation (Texte: Gitta Zimmermann): in 2 Mappen DIN A4 „Sei nicht nett, sei echt!“ und „Become yourself!“ (2013)